Inzwischen habe ich auch noch das RT 7100 bekommen und festgestellt, dass beide, RT9100 und RT7100, die gleichen Probleme haben. Fasse diese hier zusammen mit meinen Lösungen. Aktuell laufen beide Decks seit einer Woche wieder. Die Langzeiterfahrung der Reparaturen kommt erst noch.
MECHANKIKTEIL:
Andruckrollen:
Teile bezogen von:
www.conrad.com Antriebsrollen-Set Nr: 380075-LN.
RT7100: Rolle mit 2mm Achsbohrung und 10mm Durchmesser verwendet.
RT9100 recht Rolle: Wie RT7100
RT9100 linke Rolle: Rolle mit 1.5mm Achsbohrung und 9.5mm Durchmesser verwendet. Wobei ich die Achsbohrung mit Elektronikplatinenbohrer auf 2mm erweitert habe. Die Kunsstoffbandführung muss neu justiert werden sodass sie gerade nicht mehr an der Rolle streift (Die Originalrolle war etwas kleiner).
Wer professionellere Rollen wünscht kann sich die alten Walzen bei
www.elektro-ersatzteile.org auf Mass neu aufgummieren lassen.
Gewechselt habe ich sie wie von "Applause" im separaten Thread beschrieben, wobei ich mich für die Spitzzangenvariante bei eingebautem Rollenträger entschied. Rollenträger vordere Flanke nur soweit als nötig mit der Spitzzange bis Achse vorne frei kommt aufgebogen. Rolle mit Achse nach vorne hoch und aus der hinteren Achshalterung gezogen.
Nachher die Lasche des vorderen Rollenhalter sehr vorsichtig aufgebogen und dann die vordere Flanke des Rollenträger wieder in die ursprüngliche Form gebracht. Achse auf die neue Rolle montiert und in den hinteren Rollenhalter gesteckt. Achse vorne in den Halter abgesenkt und mit Lasche wieder fixiert.
Riemen der Capstan(e) und Zählwerk:
Teile bezogen von:
www.elektro-ersatzteile.org
RT7100: Durchmesser 76mm, Dicke 0,6mm, Breite 4mm
RT9100: Durchmesser 83,5mm, Dicke 0.35mm, Breite 6mm
RT7100/9100 Zählwerk: Durchmesser 45mm, Breite/Dicke 0.8mm (4-kantig)
Laufwerk wie von "Applause" beschrieben ausgebaut.
Zählwerkriemen:
Die zwei Schrauben für Kassettenhalter gelöst, Betätigungszug für den "Kassette im Schacht" Schalter sowie Feder für den Kassetten "Runterdrückhebel" ausgehängt und ganzen Halter entfernt.
Alte Gummireste des Zählwerkriemens mit Nitroverdünner entfernt. Mit Elektronikreiniger nachgereinigt. Jetzt ist auch der Zeitpunkt um die Gummis des Idlers, des Pulleys des Schnellwicklermotors und des Mitnehmerrades für den Play-Bandwickler zu wechseln oder zu reinigen (siehe weiter unten).
Capstanriemen:
Die vier Schrauben für die Rückseite des Laufwerkes gelöst, den Federspannring und die Unterlagsscheibe des Hebels für die Tonkopfträgermechanik entfernt. Die zwei Zugmagnete entfernt. Dann die ganze Rückseite weggenommen.
Schwungräder und Motor-Pulley mit Elektronikreiniger (Kontakt WL) entfettet. Jetzt empfiehlt es sich das Mitnehmergummi auf dem Capstan für den Play-Bandwickler ebenfalls zu erneuern/reinigen (siehe weiter unten).
Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Zuletzt Zählwerkriemen eingefädelt.
Ab jetzt wirds mit der Ersatzteilversorgung abenteuerlich, bitte nicht lachen. Keiner aller angeschriebenen Gummihändler hat mir positiv geantwortet also musste ich improvisieren.
Mitnehmer Gummi auf dem Capstan für den Play-Bandwickler:
Ersatzteil bezogen beim lokalen Elektronikladen (
www.pusterla.ch , Onlineshop nur rudimentär aktiv) in Form von 1 Meter eines Mikrofonkabels (5.5mm Aussendurchmesser, einadrig abgeschirmt mit Namen Tasker) mit Gummiummantelung. Dieses in 1cm Stücke geschnitten und entkernt. Dann habe ich das Stück ausgewählt wo das innere Loch (2mm) möglichst zentrisch war und auf 6mm gekürzt. Nach dem Aufstecken auf den Capstan hatte es dann leider wegen der Dehnung 0.5mm zuviel Aussendurchmesser und erzeugte Gleichlaufschwankungen da es streifte. Also Gummi auf eine Achse (z.B. alter Bohrer) gesteckt und in die Bohrmaschine gespannt. Dann mit Schleifpapier den Aussendurchmesser mit viel Geduld "runtergedreht".
Gummi Mitnehmerrad Play-Bandwickler
Aus der Sanitärkiste eine Gummi Schlauchdichtung/Wasserhahndichtung mit 21mm Aussendurchmesser und 15mm Innendurchmesser sowie 2mm Dicke mit Uhrmacherschraubendreher aufgezogen. Einmal irgendwo in einem Baumarkt z.B Obi gekauft.
Gummi Idler Mitnehmerräder (2-Stück):
Hier kommt wieder die Sanitärkiste zum Einsatz. Diesmal Gummidichtung von 19mm Aussendurchmesser, 12mm Innendurchmesser, 2mm Dicke. Hier ist es wichtig, dass es eine Gummidichtung ist und nicht das poröse Neopren wegen dem Abrieb durch den schnelldrehenden Wicklermotor.
Leider war nach dem Aufziehen durch die Dehnung der Aussendurchmesser zu gross sodass im Play-Betrieb der Idler nicht mehr von den Wicklern abgehoben wurde und damit Gleichlaufschwankungen verursachte. Also Gummidichtung zwischen die Finger genommen und mit einem Dremel Fräserlein den Innendurchmesser vorsichtig auf 13.5-14mm erweitert. Dies muss möglichst zentrisch erfolgen.
Diese Dichtungen einmal irgendwo in einem Baumarkt z.B Obi gekauft. Werde in der nächsten Zeit mal bei unserem Sanitär Grosshändler
www.sabez.ch vorbeischauen. Hoffe, dass dieser mich in seinen Dichtungen wühlen lässt und nicht für verrückt erklärt.
Pulley Schnellwicklermotor:
Ersatzteil in Form eines zweiten Conrad Antriebsrollensets. Davon die Rolle mit 9.5mm Durchmesser /1.5mm Achsbohrung verwendet. Gummi noch auf dem Nylonträger mit Papiermesser auf 4,5mm gekürzt und dann entkernt. Gummi auf dem Pulley mit Uhrmacherschraubendreher abgehebelt und neues aufgezogen.
Filzringe im Idler und Bandwickler:
Diese waren bei mir noch perfekt. Wenn ich welche bräuchte würde ich mal bei
www.gummimeyer.de reinschauen.
Alle Gummiteile mit Kontakt Printer 66 vom Handschweiss entfettet (und den gab es reichlich bei der Prozedur). Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Capstanwelle(n) gerade auf null Spiel justiert. Play Zugmagnet so justiert, dass sich der Idler bei Play gerade vom Bandwickler abhebt. Fwd/Rev Zugmagnet so justiert, dass bei APPS Betrieb gerade genügend Luft zwischen Andruckrolle und Capstan bleibt damit das Band frei durchgezogen werden kann.
Die improvisierten Gummiteile des Idlers und Bandwicklers wobbeln bei Betrieb etwas dafür haben sie wieder Griff. Das Wobbeln könnte höchstens beim Mitnehmer des Bandwicklers von Bedeutung sein. Der ist aber federnd gelagert und kann etwas kompensieren. Gleichlaufschwankungen auch bei Klaviermusik sind für mich nicht hörbar. Ein "Wow and flutter" Messgerät besitze ich leider nicht so kann ich nichts darüber aussagen wie nahe ich an den Herstellerwert gekommen bin.
ELEKTROTEIL:
Beleuchtung der LCD-Anzeige und des Bandfensters (4-Stück):
Ersatzteil gefunden beim lokalen Elektronikshop
www.pusterla.ch . Es sind Miniaturlämpchen 4mm Durchmesser, 10mm lang mit 30cm Anschlusskabeln, 12Volt 60mA.
Kurzhubtasten Play, Fwd, Rev etc.
Diese waren bei mir so gealtert, dass die inneren Gummiteile gebrochen waren sodass kein Druckpunkt mehr spürbar war.
Ich habe diese ausgelötet und alle ersetzt durch Printtasten Tyco 3.5x6 von
www.distrelec.ch Artikel-Nr. 200858.
Das sind die einzigen Printtasten die ich mit dem originalen Rasterabstand der Anschlusskontakte gefunden habe. Leider ist der Drücker wesentlich kleiner. Damit sich dieser nicht in dem Loch der Chromtasten verklemmt habe ich Pertinax-Platten zugefeilt und eingepresst. Danach alles plan geschliffen.
Eine Uebersicht der originalen Gummiteile des RT-9100 mit Massangaben befindet sich hier zum anklicken:
Irgendwelche Garantien für das Ueberleben Eurer Schätze dieser Prozedur kann ich natürlich nicht geben aber freue mich immer über einen Erfahrungsaustausch mit anderen wagemutigen Reparateuren und beantworte gerne Fragen.
Gruss Henri